KI im Unterricht – Fluch oder Segen?
6. Mai 2024
Was bedeutet KI?
KI ist die Abkürzung für „Künstliche Intelligenz“. Für KI gibt es viele Definitionen – sie wird beispielsweise vom Europäischen Parlament so definiert: „Künstliche Intelligenz ist die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren.“ Das heißt, eine Maschine kann durch künstliche Intelligenz Daten empfangen, verarbeiten und auch auf diese reagieren. Sie kann sogar ihr Handeln anpassen, indem sie frühere Aktionen und Daten hernimmt und sie entsprechend analysiert. KI-Systeme müssen deshalb immer wieder „trainiert“ werden: Je mehr und öfter man sie mit Daten „füttert“, desto präziser werden die Ergebnisse und Antworten.
Künstliche Intelligenz ist für unsere Gesellschaft wichtig, da sie die Digitalisierung vorantreibt. Im Alltag begegnet uns KI öfter, als wir vielleicht denken. Neben Alexa, Siri und Co. gibt es noch viele weitere Alltagsanwendungen: Beispielsweise steckt hinter dem Gesichtserkennungs-Tool auf unseren Smartphones eine KI. Je öfter wir unser Handy mithilfe unseres Gesichtes entsperren, desto mehr lernt die KI dazu und erkennt unser Gesicht immer besser – sogar mit Make-up oder bei Dunkelheit. Oder auch Navigationssysteme, die uns vor Staus bewahren und Alternativrouten anzeigen, beruhen auf KI. Sogar unseren E-Mail-Spam-Filter haben wir einer KI zu verdanken. Sie sortiert für uns im Hintergrund alle auffälligen E-Mails heraus und packt sie in den Spam-Ordner.
KI in der Schule und bei der Nachhilfe
KI wird schon seit einiger Zeit immer mehr im Schulalltag und auch in der Nachhilfe eingesetzt. Das KI-Tool „ChatGPT“ von OpenAI hat wohl am höchsten Wellen geschlagen. ChatGPT ist mittels KI in der Lage, auf alle möglichen Fragen Antworten zu geben, die sehr menschlich wirken. Daher liegt es auf der Hand, dass ChatGPT auch zunehmend von Schülerinnen und Schülern genutzt wird. Man kann ChatGPT beispielsweise auftragen: „Schreibe mir einen Aufsatz über XYZ“, oder auch „Was ist die Lösung von X – Y : Z?“ und die KI-Software liefert das Gewünschte.
Das wirft natürlich viele Fragen auf: Fällt die Nutzung von ChatGPT bereits unter Schummeln? Lernen die Kinder dann überhaupt noch selbstständig? Lernen sie mit ChatGPT vielleicht sogar falsches Wissen? Denn die Texte, die das KI-Tool ausspuckt, sind nicht immer fehlerfrei.
Das KI-Tool ist gut dafür geeignet, sich weit verbreitetes Wissen anzueignen. Bei spezielleren Fragen muss man jedoch aufpassen, da sich hier am schnellsten Fehler einschleichen.
ChatGPT wird auch immer mehr von Lehrerinnen und Lehrern in der Schule und in der Nachhilfe genutzt. Beispielsweise für die Erstellung von Unterrichtsmaterial oder Übungsaufgaben. Je genauer man die Anfrage definiert, desto besser sind die Ergebnisse. Es gibt über ChatGPT hinaus noch viele andere Einsatzmöglichkeiten von KI im Schulalltag: Zum Beispiel Prüfungssysteme für Lehrkräfte oder auch sog. „Learning Analytics“. Dabei werden Daten aus Schülerinformationssystemen analysiert, um Angebote zu erstellen, die genau zu den individuellen Schülerinnen und Schülern passen.
Die Forschung zum Einsatz von KI im Klassenzimmer nimmt immer mehr zu. Zum Beispiel wird ein Schulbuch mit Gesichtserkennung entwickelt, das erkennt, ob Schüler:innen dem Gelesenen folgen können. Wenn das Kind beispielsweise länger an einer Passage festhängt, wird ihm vertieftes Wissen oder weitere Informationen präsentiert. In den USA, in China und in Japan wird KI schon viel mehr im Schulalltag eingesetzt als bei uns in Deutschland.
Chancen und Risiken von KI im Bildungskontext
KI hat für Schülerinnen und Schüler viele Vorteile: Sie kann dabei helfen, dass individuell auf die Bedürfnisse von ihnen eingegangen werden kann, da durch KI der jeweilige Lernfortschritt genauer ermittelt wird. Auch in der Nachhilfe ist das ein großer Vorteil. KI-Tools können Kindern auch direktes Feedback auf ihre Arbeiten geben. Außerdem können sowohl im Schulunterricht als auch in der Nachhilfe KI-generierte multimediale Lerninhalte eingesetzt werden, was den Unterricht bereichern kann.
Der Einsatz von KI spart Lehrkräften auch viel Zeit: Künstliche Intelligenz kann Lehrkräften bei kreativen Aufgaben helfen, indem sie beispielsweise neue Ideen für neue Unterrichtskonzepte liefert. Auch wiederkehrende, kleinere Aufgaben können von KI-Systemen übernommen werden. Davon profitieren am Ende Schülerinnen und Schüler, denn die Lehrkräfte haben dadurch mehr Zeit für andere Dinge. Man könnte sogar so weit gehen, dass KI in Zukunft dabei helfen kann, dem Lehrermangel entgegenzutreten.
Der Einsatz von KI im Bildungskontext hat jedoch auch einige Nachteile: KI-Tools können, wie schon erwähnt, Kinder dazu verleiten, nicht mehr selbstständig Aufgaben zu lösen oder zu lernen. Wenn ein Tool, wie ChatGPT, falsch genutzt wird, kann das den Lerneffekt mindern und zu ungleichen Lernbedingungen innerhalb einer Klasse führen. Auch im Nachhilfeunterricht mindert der Einsatz von KI den Lernerfolg, wenn es falsch angewandt wird. Darüber hinaus ist eine KI nie perfekt und gibt auch hin und wieder Falschinformationen aus, ohne diese zu kennzeichnen. Wenn Schülerinnen und Schüler das nicht erkennen oder überprüfen, ist es problematisch.
Durch vermehrten Einsatz von KI-Tools ist man in Bildungseinrichtungen auch immer mehr abhängig von der Technologie – dies kann bei Ausfällen zu Problemen führen. Außerdem müssen sich Schulen und Nachhilfeinstitute zunächst mit KI auseinandersetzen und entsprechend Geld investieren. Denn es braucht Fortbildungen und die nötige technische Ausstattung, die Geld und Ressourcen kosten.
Ein sehr wichtiger Punkt ist hierbei auch der Datenschutz. Wenn Schülerinnen und Schüler mit KI-Tools arbeiten, hinterlassen sie digitale Spuren: Mausklicks, Suchverläufe und viele weitere Daten. Deshalb ist ein ständiges Risiko beim KI-Einsatz der Missbrauch von Daten. Auch Urheberrechtsfragen stehen im Raum. Schulen und andere Bildungseinrichtungen müssen sicherstellen, dass die verarbeiteten Daten geschützt werden. Denn KI-Systeme nutzen die Daten der Schülerinnen und Schüler, um die Algorithmen, Funktionalität und Ergebnisse zu verbessern.
Wie man mit KI im Schul- und Nachhilfealltag umgehen kann
Es ist wichtig, die Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen und einen ethischen Konsens zu finden. KI muss als Werkzeug zur Unterstützung der Bildung behandelt werden und nicht als Ersatz für Lehrkräfte. Denn eines steht fest: Ein KI-System kann nie die menschliche Bezugsperson ersetzen, weder in der Schule, noch in der Nachhilfe.
Die weit verbreitete Sorge, künstliche Intelligenz könnte bald schon Lehrkräfte und Nachhilfelehrer ersetzen, sollte sich also nicht bestätigen.
Vielmehr kann man sagen, dass die Rolle und der Arbeitsbereich einer Lehrkraft durch neue Fähigkeiten im Bildungssystem erweitert werden. Und auch Schülerinnen und Schüler müssen auf die zukünftige digitalisierte Arbeitswelt vorbereitet werden, in der KI nicht mehr wegzudenken ist.
Das heißt konkret: Medienkompetenz muss in den Lehrplänen stärker verankert und in der Schule fächerübergreifend vermittelt werden, damit beispielsweise ein richtiger Umgang mit ChatGPT und anderen KI-Tools erlernt wird. Das kann aber nur passieren, wenn das Lehrpersonal entsprechend geschult wird und die Studieninhalte an den Universitäten angepasst werden. Dafür braucht es Fortbildungen und intensive Auseinandersetzungen mit dem Thema. Zusätzlich müssen Schulen geeignete Strategien und Verfahren entwickeln, die den datenschutzrechtlichen Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und Co. entsprechen, um den Missbrauch von Daten zu verhindern.
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